Winzer

10 Jahre sind mittlerweile vergangen, seit Benoît Courault seine Weinberge in Faye d’Anjou übernehmen konnte. Gemeinsam mit seiner Frau Emmanuelle zog er damals in einen Wohnwagen am Rande des Weinbergs und machte sich an die Arbeit. Mit größter Akribie überführte er die seit vielen Jahrzehnten mit Chemie und synthetischem Dünger malträtierten Böden in eine naturnahe Wirtschaftsweise.

Zuvor hatte Benoît Jahre lang Erfahrungen bei einigen Koryphäen der französischen Vin Naturel Szene gesammelt. Unmittelbar nach seinem Abschluss an der Weinbauschule in Beaune verschlug es ihn zunächst an die Côte d’Or. Obwohl er hier zunächst bei konventionell arbeitenden Betrieben anheuerte, verkostete er zu dieser Zeit regelmäßig die Weine von Winzern wie Yvon Metras und Dominique Derain. Qualität, Transparenz und Trinkfluss dieser Weine beeindruckten ihn tief und nachhaltig. Fortan beschäftigte er sich intensiv mit dem naturnahen Weinbau und tauchte tief in die Philosophien seiner Vertreter ein. 

Nach einiger Zeit machte er sich auf in die Ardéche, genauer gesagt nach Tavel, um bei Eric Pfifferling praktische Erfahrungen bei der Erzeugung von Vins Naturels zu sammeln. Dort angekommen lernte Benoît in den folgenden zwei Jahren auf jedes noch so kleine Detail in Weingarten und Keller zu achten. Extrem sauberes und akribisches Arbeiten wurden für ihn zur unverzichtbaren Voraussetzung für die Erzeugung befreiter Spitzenweine.

Nach seiner Rückkehr ins heimische Anjou verschlug es Courault zunächst zur Domaine des Sablonnettes (ebenfalls im Sortiment von Cool Climate zu finden!), ebenfalls ein Betrieb mit langjähriger vin naturel-Erfahrung. Sein Plan war es allerdings, möglichst bald eigene Weinberge in der Region zu erwerben, um seine eigenen Weine auf die Flasche zu bringen. 2006 fand er endlich geeignete Parzellen in Faye d’Anjou und seine persönliche Erfolgsgeschichte nahm fortan ihren Lauf. 

Die Weinberge gehörten Benoîts heutigen Nachbarn. Sie hatten viele Jahre lang die dort geernteten Trauben an die örtliche Kooperative geliefert. An naturnahes Arbeiten unter Verzicht auf Chemie und synthetische Dünger war für sie dabei nicht zu denken. Zum Zeitpunkt als Courault die Parzellen übernahm waren Böden und Pflanzen in einem jämmerlichen Zustand. Obwohl er sich schnellstmöglich an deren Revitalisierung machte, konnten nicht alle Pflanzen gerettet werden. Einige der alten Reben musste er schließlich durch Stecklinge aus einer selection massale ersetzen.

Um die Mikroorganismen in den Böden zu stärken sowie das natürliche Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen in seinen Weinbergen wieder herzustellen, wendet Benoît seither Mittel aus der biodynamischen Landwirtschaft an. Gleichzeitig verzichtet er vollständig auf den Einsatz von Maschinen oder anderem schweren Gerät, um einer weiteren Verdichtung der oberen Bodenschichten entgegenzuwirken. Angeleitet von Olivier Cousin, lernte Benoît seine Weinbergsböden mit dem Pferd zu bewirtschaften. Obwohl sein Vater als Pferdehändler und professioneller Jockey tagtäglich mit Pferden zu tun hatte, war es für ihn zunächst eine große Herausforderung, mit Nutztieren seine Reben präzise zu bearbeiten. Heute sind er und sein Pferd Norway jedoch ein eingespieltes Team.

Der überwiegende Teil der Weingärten liegt in unmittelbarer Nähe zu Benoîts neuem Haus, das er an der Stelle errichten ließ, wo einst sein Wohnwagen stand. Die nach Norden hin ausgerichteten Parzellen sind größtenteils mit jüngeren Chenin Blanc-Reben bestockt. Ihre Trauben ergeben Benoîts Einstiegsweißwein „Le petit chemin“. Ebenfalls überwiegend nördlich ausgerichtet sind die Cabernet Franc- und Grolleau-Anlagen der Domaine. Aktuell denkt Courault darüber nach, ein paar Reihen Pineau d’Aunis zu pflanzen, da ihm die alte lokale Rebsorte zunehmend ans Herz gewachsen ist.

Die älteren, südlich ausgerichteten Lagen auf der anderen Seite des Hangs sind mit Chenin Blanc bestockt. Sie bringen den „Guinechiens“ hervor, einen der beiden Spitzenweine des Hauses. Die Reben hier sind teilweise über 100 Jahre alt und wurzeln auf Böden vulkanischen Ursprungs. Im Durchschnitt erntet Benoît hier extrem niedrige Erträge von 20hl pro Hektar.

Von der Prieuré de Gastine, einem lokalen besonders streng gläubigen Mönchsorden konnte Courault zudem einen rund 1,5ha großen Weingarten pachten. Hier kultiviert er die Trauben für seinen anderen Spitzenwein „Gilbourg“. Die über 60 Jahre alten Chenin Blanc-Reben wachsen ohne Drahtrahmen oder Stützpfahl in Buscherziehung. Eine für die Region sehr ungewöhnliche Praxis. Mit nur 40cm ist die Bodenauflage hier besonders dünn. Unter dieser ersten Schicht befinden sich stark verwitterte Schieferböden, die von rötlichen Eisenoxideinschlüssen durchsetzt sind.

In seinen Weingärten produziert Benoît jedes Jahr bis zu zehn verschiedene Cuvées. Sämtliche Trauben werden dabei stets von Hand geerntet. Nach der Lese wandern die Trauben in eine alte Korbkelter aus der Bretagne. Mit ihr wurden früher Apfel- und Birnenmoste erzeugt. Seit ein paar Jahren tut sie nun auf Couraults Weingut Dienst. Mit ihr lassen sich die Trauben besonders schonend pressen. Bis zu zwölf Stunden werden pro Pressgang aufgewendet. Auf dieses Weise erhält man einen sehr klaren Saft mit sehr feinen Trubstoffen. Während des Pressvorgangs sind die Moste außerdem entsprechend lange dem Sauerstoff ausgesetzt, was sich später stabilisierend auf die Weine auswirkt. 

Bis auf die beiden Spitzenweine „Guinechiens“ und „Gilbourg“, die er komplett im 600L Fässern fermentieren und reifen, gären Couraults Weine spontan zunächst in großen Tanks. Reinzuchthefen kommen selbstverständlich nicht zum Einsatz. Nach Abschluss der alkoholischen Gärung erfolgt ein erster Abstich, bei dem Benoit nicht die komplette Hefe mitnimmt, sondern einen Gutteil davon im Tanks zurück lässt. Von den Gärtanks bewegt er die Weine zunächst in gebrauchte 600L Holzfässer. Ähnlich wie Richard Leroy füllt auch Courault seine Weine kontinuierlich Reservewein mit den Vorjahreshefen bei. Herbei handelt es sich um den in den Gärtanks zurückgelassenem „Hefesatz“. Benoit ist ein Gegner des Aufrührens der Hefe und führt somit auch bei keinem seiner Weine die Bâtonnage durch.

Insgesamt reifen die Weine rund 12 Monate heran, bevor sie gefüllt werden. Bei der Füllung werden die Weine dann weder filtriert, noch geschönt. Zudem erhalten sie in der Regel maximal 20mg/L SO2. Häufig kommt Benoît jedoch auch ohne die Zugabe von Schwefel aus.