Winzer

Clément Baraut wurde in Paris geboren. Die Wurzeln seiner Familie liegen im Burgund. Die Ausbildung zum Winzer machte er im Bordelais. Für die Produktion seiner eigenen Weine wählte er gezielt einige der besten Terroirs des Anjou. Cléments Leben mit dem Wein brachte ihn an die verschiedensten Orte Frankreichs, eine Heimat fand er schließlich in Savennières. 

Unmittelbar nach Abschluss seines Önologiestudiums verschlug es Baraut an die Loire. Das war 1989. In Angers arbeitete er zunächst drei Jahre lang für ein örtliches Labor, das die Böden verschiedener Terroirs in der Region erforschte. Clément sammelte in dieser Zeit viele wertvolle Erfahrungen über Weinbergsböden, deren Zusammensetzung, die darin enthaltenen Mineralstoffe sowie das mirkoorganische Leben. Auf diesem Wege konnte er perfekten Terroirs für die Produktion seiner eigenen Weine ausfindig machen. Noch heute entnimmt er in seinen Weingärten regelmäßig Bodenproben und lässt sie im ortansässigen Labor untersuchen.

Clément ist leidenschaftlicher Hobbyradfahrer. Seit seiner Ankunft im Anjou vor über 20 Jahren fährt er regelmäßig größere Touren durch die Weinberge. Auf diese Weise verschafft er sich einen Überblick über Entwicklungen und Neuerungen. 

Der Grundstein seiner eigenen Stilistik wurde in der ersten Hälfte der 1990er Jahre gelegt. Damals begannen Vin Naturel-Größen wie Marc Angeli und Eric Callcut völlig neue Wege zu beschreiten. Erstmals schien das große Potential, das zweifelsohne stets in der Region vorhanden war, vollends ausgeschöpft zu werden. Der Schlüssel dazu war die Erzeugung kompromissloser Terroir-Weine. Diese brachten unverfälscht und gerade heraus die Begebenheiten der Weinberge, in denen sie entstanden, und die Ecken und Kanten der Rebsorten, aus denen sie produziert wurden, auf die Flasche.

Hierfür verzichteten die Vordenker dieses neuen Ansatzes weitestgehend auf die neuesten Errungenschaften der Weinbau- und Kellertechnik und kehrten stattdessen zurück zu „den Prinzipien und Techniken der Großeltern“. Maschinen wurden aus den Weinbergen verbannt. Gleiches gilt für chemische Pflanzenschutzmittel und synthetische Dünger. Stattdessen wandte man sich vermehrt naturnahen Ansätzen wie der Biodynamie zu.

Für Clément Baraut, der sich zu dieser Zeit mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Böden der Region befasste, brachten diese neuen Ansätze erstaunliche Ergebnisse hervor. Wie kaum zuvor gelang es, die Besonderheiten und die Vielfalt der Terroirs rund um Anjou mit bestechender Klarheit und Gradlinigkeit auf deren Weine zu übertragen. Wenige Zeit später gründete sich in Martigné-Briand mit der GDDV (Groupement Departemental Developpement Viticole Renseigne) eine Winzervereinigung mit heute über 50 Mitgliedern, die sich der Rückbesinnung auf die Qualitäten und Traditionen des regionalen Weinbaus verschrieb.

Clément Baraut war von Beginn an davon überzeugt, das nur Ansätze einer möglichst naturnahen Bewirtschaftung der Weinberge den jeweiligen Terroirs ihr wahres Qualitätspotential entlocken können. Nach ausgiebiger Suche fand er 2007 endlich eine geeignete 0,75ha große Parzelle mit Chenin Blanc in Bonnezeaux. 2009, kurze Zeit später, gelang es ihm einen seit 30 Jahren biodynamisch bewirtschafteten Weinberg in Savennières (zuvor von Nicolas Joly bewirtschaftet) und 0,4 ha im Bereich der Toplage Roche-aux-Moines zu übernehmen. 2011 konnte er dann noch jeweils eine Parzelle Chenin Blanc, Grolleau und Cabernet Franc auf der Nordseite der Loire, westlich von Savenniéres zu seinem Portfolio hinzufügen. Seine Reben wachsen allesamt auf Sandstein und Schieferböden.

Baraut selbst bezeichnet seine Weinphilosophie als von Goethe, Leglisse und Jules Chauvet beeinflusst. Oberste Priorität hat für ihn die Bewahrung und Förderung des natürlichen Gleichgewichts in seinen Weingärten. Kein Wunder also, dass er diese unmittelbar nach der Übernahme in biodynamische Bewirtschaftung überführte. Mittlerweile sind alle Weingärten der Domaine in den zertifiziert biologisch-dynamischen Weinbau überführt.

Baraut erntet enorm niedrige durchschnittliche Hektarerträge von rund 35 hl. Wie sämtliche übrigen Arbeitsschritte im Wingert, erfolgt auch die Ernte rein manuell. Nach der Lese werden die Trauben schonend gepresst und spontan mit natürlichen Hefen vergoren. Baraut zuckert seine Moste nicht auf und setzt diesen auch keinen Schwefel zu. Nach Abschluss der Gärung reifen seine Weißweine zwischen 8 und 12 Monate lang in gebrauchten Piéces aus dem Burgund auf der Vollhefe. Die Rotweine der Domaine werden hingegen ausschließlich in Edelstahltanks ausgebaut. Baraut filtriert oder schönt seine Weine vor der Abfüllung nicht. Je nach Bedarf setzt er bis zu 35 mg/L SO2 zu.

Cléments weißer Einstiegswein trägt den Namen Herbes Folles. Hierbei handelt es sich um einen Chenin Blanc aus einer flacheren Parzelle am Nordufer der Loire. Nach der schonenden Pressung wird dieser Wein zunächst für 5 Monate in gebrauchten Pièces (228L) ausgebaut, bevor er anschließend für weitere 6 Monate bis zur Abfüllung in Edelstahltanks gefüllt wird. In ähnlicher Manier wird der Herbes Rouges aus der Grolleau-Traube produziert (hier kommen jedoch keine Holzfässer zum Einsatz).

Innerhalb der AOC Savenniéres erzeugt Baraut zwei Weißweine. Beide stammen aus verschiedenen Teilbereichen ein und derselben Lage. Natürlich handelt es sich bei beiden Weinen um reine Chenin Blancs. Die Trauben aus dem unteren Teil der Parzelle fließen in eine Cuvée namens Pitrouillet ein. Dort herrschen tiefere und sattere Böden vor, die einen dichteren und kräftigeren Wein hervor bringen. Der obere Teil des Wingerts hingegen ist durch kargere und steinigere Bodenformationen gekennzeichnet. Hier entsteht mit dem Coteaux L’Ayre Cléments ungewöhnlichster Wein. Beide Weine werden nach der Gärung zunächst über 5 Monate auf der Vollhefe in gebrauchten Pièces ausgebaut. Anschließend reifen sie bis zur Abfüllung in Edelstahltanks heran.

Die Spitze der weingutsinternen Qualitätspyramide verkörpert der Petites Coulées. Hierbei handelt es um einen Chenin Blanc aus der AOC Roche-aux-Moines. Den Weinberg konnte Baraut von Biodynamie-Papst Nicolas Joly übernehmen. Dieser hatte die Parzelle bereits seit über 30 Jahren getreu biodynamischer Prinzipien bewirtschaftet. Nach der Gärung wird der Petits Coulées für 12 Monate in gebrauchten Piéces ausgebaut. Die Abfüllung erfolgt ohne Schönung, Filtration oder die Zugabe von Schwefel.