Winzer

Saint-Père ist ein kleines Dorf am Fuße des Hügels von Vézelay. Dieser ebenfalls kleine Ort ist durch seine fulminante Kathedrale weit über die Hügel des nord-westlichen Burgunds hinaus bekannt. Er ist zudem namensgebend für eine aktuell leider recht wenig bekannte Weinregion. Das war jedoch bei weitem nicht immer so! Bereits die Römer hatten die Qualität der Terroirs rund um Vézelay erkannt und dort Wein angebaut. Noch heute findet sich hier mit der César ein entfernter Verwandter der Barbera, einer Leitrebsorte des Piemont. Eine reichhaltige Weinbaugeschichte also, auf die man hier zurückblickt. Sie nahm jedoch Reblauskatastrophe Ende des 19. Jahrhunderts ihr abruptes Ende. Die Weinregion erholte sich davon nie mehr vollständig. Außerdem litt die Nachfrage nach Weinen aus Vézelay oder der Nachbarregion Irancy in der Folge stark unter der weltweiten Popularität der Côte d’Or und des Chablis. 

Jeannot Montanet war jedoch stets vom Potential der Weinregion überzeugt. In eben jenem Saint-Père startete er gemeinsam mit seiner Frau Catherine 2004 die Domaine de la Cadette, nachdem er mit dem 1986 gegründeten Familienbetrieb aus der lokalen Kooperative ausgetreten war. Insgesamt 13 ha Weingärten nennt Montanet heute sein Eigen. Bereits 1999 hatte man begonnen, diese rein biologisch zu bewirtschaften. Seit 2002 ist der Betrieb nun dementsprechend zertifiziert. 

Vézelay liegt im Morvan, einem Granitmassiv, das sich über die Départements Yonne, Saône-et-Loire, Niève und Côte d’Or erstreckt. Die Böden hier sind etwas anders zusammengestellt als beim nördlichen Nachbarn Chablis. Neben blauen und grauen Mergelböden dominiert Kalkstein mit fossilen Einschlüssen. Die Weingärten der Region sind südlich ausgerichtet, um die Sonneneinstrahlung optimal zu nutzen.

Während der Jahre in der Kooperative hatte Jeannot engen Kontakt zu Chablis-Legende Bernard Raveneau. Er war es, der Montanet schließlich dazu inspirierte, vollends auf biologischen Qualitätsweinbau zu setzen. Durch ihn lernte Jeannot, das guter Wein einzig und allein in intakten Weinbergen entsteht und nicht im Keller.

Zu einem entscheidenden Moment in seiner Karriere als Winzer wurde für Montanet die Begegnung mit einem holländischen Importeur Ende der 1990er Jahre. Dieser schenke ihm bei einem Besuch eine Kiste Morgon von Marcel Lapierre. Ein Wein, der Jeannot nicht nur nachhaltig begeisterte, sondern ihn sogar zu einem Besuch bei Lapierre im Beaujolais veranlasste. Dort begegnete er auch Philippe Pacalet, der ihm vieles über die Erzeugung naturbelassener Weine erklärte.

1999, während er immer Weine für die Kooperative produzierte, erzeugte Montanet seinen ersten Weine ohne den Zusatz von SO2. Ein Jahr später beschloss er, die gesamte Rebfläche der Domaine in biologischen Weinbau zu überführen. Eine Philosophie, die beinahe zwangsläufig zu Jeannots Austritt aus der Kooperative 2004 führte. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte.

Nach seinem Austritt aus der Kooperative weitete Montanet die Weingärten seiner Domaine kontinuierlich von 11 auf heute 13 ha aus. Zudem konnte er gemeinsam mit seinem holländischen Partner Tom Thoden weitere 8 ha aus dem Besitz der Kooperative herauslösen, pachten und eigenständig bewirtschaften. Die Trauben aus diesen Lagen ergeben heute die Weine der Domaine Montanet-Thoden, einem Gemeinschaftsprojekt von Jeannots Frau Catherine, Sohn Valentin und Tom Thoden. Zusätzlich zu den beiden Domaines betreiben Jeannot, Catherine und Valentin auch noch ein négociant-Geschäft unter dem Namen Soeur Cadette. Dieses verwendet sowohl Trauben aus den eigenen Weingärten, als auch zugekaufte Trauben aus biologisch bewirtschafteten Weingärten.

Der 29-jährige Valentin Montanet stieg 2011 in den elterlichen Betrieb ein und übernimmt seither mehr und mehr Aufgaben. Seine sehr klassische Ausbildung zum Önologen absolvierte er in der Schweiz. In naher Zukunft soll er Jeannot und Catherine als Hauptverantwortliche des Familienweinguts ablösen.

Ähnlich wie sein Vater möchte auch Valentin den Weg der naturnahen Weinerzeugung weiter beschreiten. Seit jeher werden die Weine der Domaine de la Cadette rein manuell gelesen. Die Weißweintrauben werden anschließend als Ganzes in einer alten hölzernen Korbkelter besonders schonend gepresst. Sie werden vor dem Pressen noch geschwefelt. Zudem verzichten die Montanets auf die Chaptalisierung oder den Zusatz von Reinzuchthefen. In der Regel werden die Weißweine des Hauses über sechs bis zwölf Monate in gebrauchten Holzfässern verschiedener Größe ausgebaut. Je nach Notwendigkeit wird den Weinen bei der Füllung bis zu 35 mg/L SO2 zu Stabilisierung zugesetzt. 

Die Rotweine werden zunächst in offenen Holzbottichen auf den Schalen mazeriert. Dort gären sie auch. Nach Abschluss der Gärung erfolgt der Ausbau in gebrauchten 400 und 228 L Fässern. Auch hier dauert der Ausbau zwischen neun und zwölf Monaten. Eine Besonderheit im Sortiment der Domaine ist die Cuvée L’Ermitage, die neben Pinot Noir zu rund 20% aus der raren Rebsorte César beseht. Diese anzubauen ist ausschließlich den Winzern des Départements Yonne gestattet.