Stefan Vetter ist ein Franke durch und durch. Dennoch verschlug es ihn 2006 zunächst in österreichische Burgenland, bevor nach Unterfranken zurückkehrte, um Wein zu machen. 2010 konnte er sich eine kleine Parzelle im Casteller Kirchberg mit über 60 Jahre alten Silvaner-Reben sichern und damit den perfekten Grundstein für sein eigenes Weingut legen.
2012 verlegte Stefan dann auch seinen Wohnsitz zurück nach Franken. In der Nähe von Karlstadt konnte er zuvor in der Lage Gambacher Kalbenstein weitere Parzellen übernehmen und sein Weingut dadurch auf knapp 2 ha ausweiten. Der Kalbenstein befindet sich auf der rechten Seite des Mains, in unmittelbarer Flussnähe an einem steil abfallenden Hang aus Muschelkalk und Sandstein, mit dünner Bodenauflage. Die Reben wurzeln hier beinahe direkt auf dem Fels. Ideale Bedingungen, um Terroir-Weine zu erzeugen. Denn das spannende an dieser Lage ist der Übergang zwischen diesen beiden grundverschiedenen Bodenformationen, der sich hier auf engstem Raum vollzieht.

Getreu dem Motto „In Vino Vita Est“ verfolgt Stefan von Beginn an eine Philosophie des naturnahen Weinbaus. In seinen steilen Weingärten verzichtet er weitgehend auf den Einsatz von Maschinen, bearbeitet Böden und Pflanzen per Hand. Obwohl sich sämtliche seiner Nachbarwingerte in den Händen der lokalen Genossenschaft befinden verzichtet Stefan in seinen Parzellen gänzlich auf den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden sowie auf synthetische Dünger. Seine Pflanzen behandelt er ausschließlich und äußerst moderat mit Kupfersulfitlösung (der so genannten „Bordeaux Brühe“).
Die Lese der Trauben erfolgt manuell und in kleine Gemüsekisten. Stefan arbeitet im Weinberg weitestgehend allein. Angestellte hat er nicht. Bei der Ernte helfen ihm seine Frau und die Familie. Nach der Ankunft im Weingut werden die ganzen Trauben in einer 40 Jahre alten Spindelpresse gepresst. Der schonende Pressvorgang dauert je nach Traubenmaterial 4-5 Stunden. In der Regel presst Vetter in zwei Durchgängen und mit geringem Pressdruck. Für die Spitzenweine der CK- und GK-Linie verwendet er hingegen eine alte Korbkelter. Diese erlaubt eine noch schonendere Pressung sowie eine feine Oxidation des Mostes, die dem späteren Wein mehr Stabilität verleiht. Nach dem Pressen bleibt der Most über Nacht unangetastet, damit sich die groben Trubstoffe auf natürliche Weise absetzen können.


Vetters Philosophie der geringstmöglichen Intervention setzt er auch im Keller fort. Nach der Spontangärung verbleiben alle Weine über 12 bis 18 Monate auf der Feinhefe in verschieden großen Holzfässern. Stefen rührt die Hefe während dieser Zeit nicht auf. Auch auf Abstiche verzichtet er. Vor der Füllung schönt und filtriert er seine Weine nicht. Falls nötig, setzt er bei der Füllung je nach Wein wenn nötig, äußerst moderate Mengen SO2 zu. Im 2014er Jahrgang ist es ihm erstmals gelungen, bei einigen seiner Weine gänzlich auf den Schwefel zu verzichten.
Bis einschließlich dem 2013er Jahrgang baute Vetter sämtliche seiner Weine nach der Gärung in gebrauchten Holzfässern aus. Für seinen Basis-Sylvaner kamen 2012 zwei Stückfässer aus dem Hause Stockinger zum Einsatz. Die Lagenweine sowie die beiden Steinterrassen-Cuvées wurden bislang stets in 300 und 500L Fässern ausgebaut. Mit den 2014er Weinen ging Stefan jedoch teilweise zu einem Ausbau der Basis-Weine in Edelstahltanks über, während er die Steinterrassen-Cuvées ausschließlich in Stückfässern ausbaut. Auf diese Weise möchte er die Unterschiede der einzelnen Terroirs und Weine noch stärker hervorheben.
Bereits jetzt sind die Weine von Stefan Vetter charakterstark und zeigen unverfälscht ihr natürliches Profil. Vetter verzichtet darauf, die Weine in ein gewisses Schema zu pressen. Er begleitet sie und gibt ihnen dabei den nötigen Raum zur Selbstentfaltung. Mit dem weitestgehenden Verzicht auf Reinzuchthefen, Enzymbehandlung, Filtration, Schönung sowie die Behandlung seiner Weine mit Schwefel zählt Stefan in Deutschland zu einer kleinen Gruppe von Pionieren. Er ist wissbegierig. Gezielt besucht er Natural Wine Verkostungen in ganz Europa, um sich dort mit vielen seiner französischen, italienischen, österreichischen und spanischen Kollegen zu treffen und auszutauschen. Dieser Erfahrungsaustausch hilft ihm dabei, seine Weine kontinuierlich zu verbessern. 2013 hat sich dies einmal mehr bewehrt. Denn 2013 kann mit Fug und Recht als der bislang beste Jahrgang von Stefan Vetter bezeichnet werden. Und das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Hier steckt noch viel Potential. Überzeugen Sie sich selbst!